Nach dem erfolgreichen Wiederbeleben des Plage Noir im letzten Jahr, färbte sich auch dieses Jahr der Strand, rund um die Ferienanlage "Weissenhäuser Strand", wieder Schwarz. Der Veranstalter FKP Scorpio hatte wieder zum schwarzen Stelldichein an die Ostsee geladen.
Mit einer Kombination aus Strandurlaub in eigenen Apartment oder Bungalow gepaart mit Konzerten der unterschiedlichsten Künstler schafft das Plage Noir ein unvergleichliches Festivalerlebnis.
Die Anlage
Die Ferienanlage Weissenhäuser Strand bietet eigentlich alles was das Herz begehrt. Wo auf anderen Festivals viel Gepäck inklusive Zelt, Lebensmittel und vor allem Getränke geschleppt werden müssen, reist man hier bequem mit dem Auto an, und parkt fast vor der Haustür. Gepäck ins Zimmer und los gehts.
Wer noch einkaufen muss, kann dies im EDEKA Jens direkt auf dem Gelände erledigen. Weitere kleine Geschäfte bieten diverse Souvenirs an.
Für das leibliche Wohl ist auch gesorgt. Eine Vielzahl unterschiedlichster Restaurants bieten von Bistro über Burger-Restaurants bis hin zu gehobener Küche alles was das Magenknurren verhindert. Eine gute Grundlage ist für ein Festival ja auch nicht unerheblich.
Das schönste allerdings ist die Nähe zur Ostsee. Nur durch die Dünen getrennt ist man in ein paar Minuten am Wasser. Auch, wenn das Wetter dieses Jahr nicht zu 100 % mitgespielt hat, ist ein Spaziergang am Strand schon etwas sehr Entspannendes.
Das Festivals
Die Location
Verteilt über das Gelände gibt es drei Bühnen. Angefangen mit der wirklich gemütlichen "La Rotonde" in einem kleinen Nebengebäude. Über den Saal "Salle de Féte" bis zur Hauptbühne, im eigens für Festivals aufgestellten Zelt "Chapiteau"
Alle Bühnen sind zu jeder Zeit entspannt zu erreichen, da die Wege zwischen den einzelnen Locations maximal 5 Minuten Fußweg in Anspruch nehmen. Auch in den Locations lässt es sich entspannt aushalten. Das Personal und die Security sind freundlich und fast immer gut gelaunt. Das kennt man von anderen Festivals auch anders.
Zusätzlich zu den bestehenden Restaurants werden im Außenbereich noch an zwei Ständen weitere Kleinigkeiten angeboten. Ebenfalls im Außenbereich zu finden war das Verkaufs-Zelt "Le Bazar"
Dank der Handreichung in Form eines schön gebundenen Festivalbuchs ist man jeder Zeit gut orientiert und hat auch den Timetable immer auf dem Schirm. Zusätzliche Infos zu allen Künstlern finden sich ebenso im Buch wie Informationen zu weiteren Veranstaltungen im Rahmenprogramm.
Freitag auf dem Page Noir
Viele waren bereits am Donnerstag angereist und färbten die Anlage langsam in ein tiefes schwarz. Dieses Schauspiel setzte sich am Freitag ab Mittag kontinuierlich fort, bis um 16:00 das Plage Noir endlich offiziell seine Pforten öffnete.
Wer nicht sofort zu Beginn den Merciful Nuns oder Lacrimas Profundere lauschen wollte, hatte noch die Gelegenheit sich im Le Bazar professionell schminken zu lassen. Während Tanzwut im Chapiteu die Menge mit einer guten Mischung aus alten und neuen Spielmannsliedern zum Feiern brachte und Faderhead im Salle de Féte die Freunde der elektronischen Beats zum Marschieren brachte, begann mein Festivaltag um 18:15 in La Rotonde
Lizard Pool
Die Leipziger eröffneten am Freitag den Konzertabend in La Rotonde. Nach der Rezension ihres letzten Albums "Spark" war ich ein bisschen neugierig auf die Live-Perfomance. In der gut gefüllten Location sprang der Funke schnell über. Trotz der Absage des Drummers wegen eines Lungenrisses und das Abspringen des Bassisten, konnten die drei Musiker nach nur drei Tagen intensiver Probe mit einer soliden Performance glänzen.
Um noch ein paar Klänge von Faderhead mitzubekommen, wechselte ich kurz vor Ende des Konzerts in den Salle de Féte. Dank der kurzen Wege problemlos machbar.
Faderhead
Beim Betreten der Halle kochte die Stimmung bereits und es hätte mich nicht gewundert, wenn Kondenswasser von der Decke getropft hätte. Energiegeladen fegte Faderhead über die Bühne und feuerte das Publikum zu treibenden Beats zum Tanzen an. Wie zu erwarten verabschiedete er die Besucher mit einem lauten Tanz 2 3 4!
Nach einer Stunde Pause stand gleich die Entscheidung zwischen drei Bands an. Da Rotersand nicht zwingend mein Geschmack ist und ich Projekt Pitchfork schon häufig auf Festivals sehen durfte, viel meine Entscheidung auf Lights of Euphoria.
Lights of Euphoria
Bereits seit 1992 besteht die eigentlich als On-Single-Projekt gegründete Band Ihre Karriere. Live bekommt man die Mischung aus EBM, Agro-Tec und Industrie allerdings selten zu sehen. Also konnte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen.
Gut gelaunt, in einem sehr eigenwilligen Anzug, heizte Jimmy Machons den zahlreich erschienenen Besuchen ab dem ersten Track ein. Mit einem guten Querschnitt aus mehr als 25 Jahren Bandgeschichte tanzte La Rotonde ebenso euphorisch wie der Name der Band schon sagt.
Als Headliner des ersten Abends waren Eisbrecher, In Strict Confidence und Schattenmann angekündigt. Da Eisbrecher immer eine gute Show erwarten lässt entschieden wir uns für den ersten Abend für das Chapiteau und stachen mit Eisbrecher in See.
Eisbrecher
Wie zu erwarten startete Eisbrecher mit einer soliden Performance und einem gut gelaunten Alex Wasselsky in den Abend als Headliner. Die Entertainer Qualitäten des charismatischen Frontmanns sind unumstritten. Aber was macht der beste Entertainer, wenn das Publikum nicht will. Müde von der Anreise und überwältigt von den Schönheiten der Ostsee war das Publikum nicht mehr zu 100 % bei der Sache.
Davon ließen sich die Kapitäne zur See aber kein Stück beeindrucken. Eisbrecher liefert ab.
Und damit endet auch der erste ereignisreiche Tag auf dem Plage Noir. Wer doch noch Kraft hatte und das Tanzbein schwingen wollte kam auf der After-Show-Party im Cri de la Mouette voll auf seine Kosten. Diese Location dient ausschließlich für die Aftershowpartys und die für Samstag datierten Lesungen von Christian von Aster und Markus Heitz.
Samstag auf dem Palge Noir
Nach entspanntem Aufstehen und einem Frühstück mit frischen Brötchen vom Becker auf dem Gelände, kann so ein Festival Tag schon mal gut gestärkt starten. Vor den ab 14:15 Uhr beginnenden Konzerten bestand auch dieses Jahr wieder die Gelegenheit eine Lesung mit Christian von Aster oder Markus Heitz zu erleben.
Ebenso gab es im Rahmenprogramm zwei Termine für einen Hörspiel Workshop und einen Lehrgang im Umgang mit Latex. Das Hörspiel wurde am Abend auch noch über die Lautsprecheranlage in der Hauptpassage übertragen.
Erdling
Unser Samstag begann direkt mit dem Opener im Chapiteau. Die Problematik als erster Akt eines Tages das Publikum zu begeistern kennt wohl jeder Musiker. Hiervon lässt sich ein Erdling aber offensichtlich nicht beeindrucken. Nun handelt es sich bei Sänger Neill Freiwald ja auch um keinen Neuling in diesem Business. War er doch vormals Gitarrist bei der NDH-Band Stahlmann. Als Erdling stellt er seine Entertainer Qualitäten aber noch mal mehr unter Beweis. Bei Erdling ist auf jeden Fall noch Luft nach oben. Ich bin überzeugt, dass wir in den nächsten Jahren noch viel von ihnen hören werden. Und das nicht nur als Opener.
Zeraphine
Auch wenn die letzte Veröffentlichung der Band gefühlte 10 Jahre zurückliegt liegt, real sind es glaube ich 9, können die Auftritte immer wieder begeistern. Auch in diesem Fall schaffte es ein gut gelaunter Sven Friedrich das Publikum schnell auf seine Seite zu ziehen. Zeraphine spielten einen guten Querschnitt aus ihrem Schaffen.
Goethes Erben
Man hasst sie oder man liebt sie. Goethes Erben! Für uns war es auf jeden Fall das absolute Highlight auf dem diesjährigen Plage Noir. Ob ruhig und nur vom Klavier begleitet oder intensiv mit breiten Gitarrenwänden, Oswald Henke lebt seine Musik und seine Texte. Diese Darstellung der Kunst macht seine Auftritte einfach unvergleichlich.
Viel Kunstblut und ein an Performance Art erinnernder Auftritt unterstrich die tiefgründigen Texte der Band. Im Repertoire hatte Goethes Erben altbewährtes wie auch neuere Songs. Mit diesen Tracks machte Oswald Henke ein weiteres Mal Hoffnung auf ein bevorstehendes neues Album. Allerdings auch immer mit einem ironischen Unterton.
Diorama
Nachdem Diorama im letzten Jahr ihren Auftritt auf dem Plage Noir kurzfristig absagen mussten stand die Band rund um Torben Wendt dieses Jahr in alter Frische wieder auf der Bühne.
Leider konnte der Salle de Fete der Band nicht ganz gerecht werden. So schön intime Club-Konzertemit der Band sind, in diesem Fall war die Location etwas zu klein dimensioniert. Das tat der Stimmung der Fans aber keinen Abbruch.
Während im Chapiteau noch End of Green Ihre Fans mit melancholischen Melodien verzauberte und Hocico sich auf ein Feuerwerk der Elektrobeats vorbereitete, führte uns der Weg zum einzigen Mal an diesem Tag in La Rotonde.
Hell Boulevard
Neugierig geworden durch eine Rezension, die ich im vergangenen Jahr schreiben durfte, gehörte dieser Besuch zum Pflichtprogramm. Die Band rund um Mastermind Matteo Fabbiani füllte die Location auf Anhieb.
Auch wenn der Frontmann nach eigener aussage "Sick as Fu**" war und er dem Publikum eine Grippe prophezeite, wenn sie noch länger blieben, füllte sich La Rotonde mehr, als das sie sich lehrte. Trotz Krankheit von Fabbiani konnte die Schweizer Formation auf ganzer Linie überzeugen. Ich würde mich auf jeden Fall freuen die Band das nächste Mal auf einer größeren Bühne zu sehen, denn ich denke, da können sie ihr Potenzial noch mehr entfalten.
Jetzt erst mal eine kurze Pause und etwas Nahrung eingenommen. Die Preise an den Außenbuden sind human und die Portionen okay. Während wir ein Nackensteak im Brötchen genießen hören wir noch die letzten Klänge von Saltatio Mortis im Chapiteau
And One
Wir haben uns als Headliner für den Samstagabend And One ausgesugt. Sorgt die Elektro-Kombo rund um Steve Nagavi doch immer für gute Stimmung bei den Besuchern. Grade jetzt zum 30jährigen Bestehen der Band haut die Band einfach mal alle Klassiker raus.
Auch an diesem Abend gab es eine gute Mischung aus der Bandgeschichte. Ich persönlich hätte mir am Ende noch eine Zugabe der Band gewünscht. Aber leider hat die Band die Bühne nach kurzer Verabschiedung verlassen.
Fazit
Wie nicht anders zu erwarten war es wieder ein großartiges Festival. Die einzigartige Festival-Location macht das Festival einfach zu einem Kurzurlaub an der Ostsee. Die Möglichkeit sich frei zu bewegen und sogar das Spaß-und Freizeitbad mit dem Festivalbändchen nutzen zu können, ist wohl schon etwas besonderes.
Ein rundum gelungenes Rahmenprogramm mit Modenschauen, Schmink, Latex und Hörbuchworkshops bieten jedem Besucher neben den Konzerten ein interessantes Programm.
Natürlich gibt es auch bei allem Lob einen kleinen Verbesserungsvorschlag, den man noch umsetzen könnte. Im Außenbereich könnte es noch ein paar Sitzgelegenheiten geben, um einfach gemütlich mit Freunden zusammenzusitzen und die Musik im Hintergrund genießen zu können und sich auch ein bisschen ausruhen zu können.
Ansonsten gibt es aber einfach nichts Meckern. Wir haben das Wochenende an der Ostsee genossen und uns auch unsere Unterkunft schon für nächstes Jahr gesichert. Wir kommen also wieder.